Manchmal kommt es anders als erhofft: Ein Moment der Unachtsamkeit, eine Rauferei unter den Tieren und schwupp-di-wupp sind offene Wunden, Quetschungen unsere Realität. Was nun? Wie gehe ich, in welcher Situation, wie vor?
In diesem Artikel erfährst du mehr über folgende Themen:
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Lesedauer: 6 Min |
Wundversorgung und Quetschungen bei Hunden und Katzen?
Vielleicht warst Du dabei, als wir Dr. med vet Simon Kirchler auf Instagram live ausgefragt haben und er uns mit seinem fundierten Wissen, auf charmante, Art über richtige Wundversorgung bei Hunden und Katzen aufklärte. Als Spezialist für Notfallmedizin bei unseren Lieblingen ist er für uns die Anlaufstelle, wenn Situationen aufkommen, in denen erste Hilfe so wichtig ist.
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Hier das Wichtigste aus dem Interview für dich zusammengefasst:
Lieber Simon, lass uns doch mal mit allgemeinem Wundmanagement beginnen. Was muss ich beachten, wenn mein Tier eine Wunde hat?
„Was oberste Priorität hat und häufig unterschätzt wird: Entferne zunächst das Fell, rasiere es weg, sodass die Wunde komplett frei liegt. Ob mit der Schere oder sogar einem Rasierapparat ist hier nicht entscheidend. Manchmal kommt dann auch erst die Tragweite der Wunde zu Tage. Die Luftzufuhr ist enorm wichtig, damit auch das Wundsekret abfließen kann. Wenn ich die Wunde zu mache, sei es durch Desinfektionsmittel verklebtes Fell oder sogar einem Pflaster, wird es nur schlimmer. Erst im zweiten Schritt sollte dann zu einem Desinfektionsmittel gegriffen werden oder die Wunde auch einfach nur ausgespült werden. Greife hierzu zu einer sterilen Natriumchlorid-Lösung.“
Aber nicht mit Wasser, aufgrund der Bakterien! Oder?
„Auch mit Wasser, doch doch. Wenn die Wunde so dreckig ist kannst du gerne auch Wasser verwenden. Es geht nicht so sehr darum, ob Bakterien im Wasser sind oder nicht. In jeder Wunde sind bereits Bakterien. Was ich mit dem Wasser bezwecken will, ist dass ich die Wunde säubere und das kann ich ohne weiteres machen. Nur verschließen darf ichs hinterher nicht. Jeder Haustierbesitzer hat Angst vor offenen Wunden, ich habe Angst vor geschlossenen Wunden“ ;)
Meine Mama hat immer gesagt „An der Luft heilt alles besser“
„Genau. Luft ist wichtig! Ist bei den Tieren manchmal schwierig. Irgendwann muss man einen Verband drauf machen. Dieser schützt zum Beispiel vor dem Lecken des Hundes. Viele Denken „Ist ja gut, wenn der Hund dran leckt, dann heilt’s schnell“ Jaein. Durchs Schlecken entsteht der positive
Effekt, dass die Wunde gesäubert wird. Im Speichel sind gewisse Enzyme drin, die regen die Wundheilung an. ABER er sollte 2-3 mal schlecken, dann sollte er‘s lassen.“
Verbände bei Hunden anzulegen klingt noch machbar. Wenn wir unserer Meggie aber versuchen einen Verband anzulegen, bringt die uns um...
„Haha, ja Katzen ziehen das durch. Das gelingt oft nur unter Narkose. Ein Glück ist es bei den Stubentigern aber auch wirklich selten nötig. Hunde haben öfter Pfotenverletzungen, bei denen ein Verband nötig ist. Die häufigsten Katzenverletzungen sind wirklich Bissverletzungen. Diese Wunden entzünden sich sehr viel leichter, als jene vom Hund. Wenn du mitkriegst, dass deine Katze gerauft hat, gehe am besten gleich zum Tierarzt. Mit einem Antibiotikum ist das dann meist wieder erledigt.“
Bisswunden bei Katzen treten weniger als offene Wunden auf, sondern zeigen sich oft als Knubbel unter der Haut, oder?
„Das ist die Folge davon. Hier zeigt sich wieder die Problematik dessen, dass die Wunden zu gehen. Die heilen manchmal viel zu schnell. Die gehen dann zu, Kruste drauf, der Tierbesitzer: „Ach, super! Schon wieder alles zu nach einem Tag“, aber das ist das Schlechteste was passieren kann. Die muss man nachher wieder öffnen, dass wirklich alles abfließen kann. Bei Katzen ist das deutlich blöder. Durch das kleine Eintrittsloch und die Bakterien der Katzenzähne bei Bissverletzungen, werden die Erreger direkt unter die Haut initiiert und wuchern dann.“
Kann ich daheim nach dem Desinfizieren denn bereits etwas aktiv für die Wundheilung tun?
„Schmier‘ Honig auf die offene Wunde. Honig wirkt sehr antibakteriell.“
Muss ich mit jeder Wunde zum Tierarzt gehen?
„Bei Katzen empfehle ich das, wie bereits erwähnt. Prinzipiell ist die Abschätzung, ob eine Wunde genäht werden soll nicht immer ganz so easy. Eine Schnittwunde sollte immer tierärztlich begutachtet werden. Je schneller man handelt, desto leichter kann sie genäht werden. Wartet man länger, kanns passieren, dass man alles wieder aufschneiden muss. Ist dann natürlich ein größerer Eingriff. Manche Wunden – z.B. am Ohrrand bluten zudem sehr stark und können das Tier zusätzlich schwächen.“
Wo du gerade von Blutungen sprichst: Wie kann ich agieren, um die Blutung in den Griff zu bekommen?
„Am besten eine Kompresse nehmen und gut drauf drücken und vielleicht noch ein Pflaster rum. Hier ist das Pflaster erlaubt damit alles hält und Druck ausgeübt wird ;)“
Du hattest vorhin kurz angeschnitten, dass Katzen und Hunde selten zeigen, wenn sie etwas haben. Wie finde ich heraus, dass mein Tier verletzt ist und leidet?
„Offene Verletzungen, gerade beim Hund sind oft relativ einfach zu identifizieren. Er schleckt an der betroffenen Stelle herum. Das ist meistens ein Zeichen, dass ihn äußerlich etwas stört. Wenn er jetzt eine Arthrose, eine Verstauchung oder was auch immer hat, dann schleckt er eigentlich nicht. Wenn dein Hund hinkt, merkst du natürlich auch dass eine Pfote/ ein Bein gerade entlastet werden muss. Oder auch im Sitzen dreht er die verletzte Pfote ein wenig mehr raus. Am besten vergleichst du die linke Pfote mit der rechten um wirkliche Unterschiede zu erkennen. Auch bei anderen Gelenken. Links und rechts einfach gut vergleichen und bestenfalls beim Tierarzt abklären lassen.
Bei Katzen sind‘s wie gesagt häufig Bissverletzungen und das zeigt die Katze, wenn du sie an der betroffenen Stelle berührst. Dann spricht sie auch mit dir.“
Wir haben jetzt viel über offene Wunden gesprochen. Wie sieht es mit Quetschungen aus? Vielleicht trete ich aus versehen meinem Liebling auf seine Pfote oder klemme sie versehentlich in der Tür ein.. ohje, auch hier ist es ratsam dich oder einen Kollegen aufzusuchen, nehme ich an?
„Vor Quetschungen habe ich wirklich großen Respekt. Natürlich kommt es ein bisschen drauf an. Wenn deine Katze am nächsten Tag wieder einwandfrei auftritt ist alles gut. Bei einem gebrochenen Zeh tritt sie natürlich nicht mehr auf, das muss man selbstverständlich anschauen lassen.“
Ab wann wird eine Quetschung riskant?
„Sobald das Unterhautgewebe gequetscht wird. Das passiert vor allem schneller bei etwas molligeren Vierbeinern. Alles was weniger durchblutet ist – und dazu gehört Fett, dazu gehören Stellen wie beispielsweise der Katzenschwanz – die heilen furchtbar schlecht. Wenn also bei deiner Katze der Schwanz abgeklemmt wird, gibt’s oft böse Überraschungen. Im ersten Moment siehst du nichts und nach 3-5 Tagen wird urplötzlich der Schwanz schwarz. Die Blutzufuhr wurde unterbrochen und dann bleibt nur noch die Amputation. Ebenso Autounfälle... die Pfote wird überfahren, du atmest erleichtert auf „puh, nichts gebrochen“ und wenige Tage später verfärbt sich die Haut schwarz... Das kann man leider nicht vermeiden, geschweige denn vorhersagen. Das ist echt die schlimme Sache.“
Wir danken Simon für seine Zeit und sein Wissen, das er so liebevoll bereit ist mit uns zu teilen. Danke auch an dich, lieber Tierfreund, für dein Interesse. Das gesamte Insta-Live kannst du hier noch einmal in voller Länge sehen.
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1x1 der Wundversorgung:
- Entferne das Fell, um die Tragweite der Wunde festzustellen und ordentlich säubern zu können.
- Säubere die Wunde mit einer sterilen Lösung, hast du keine zur Hand tut es auch Wasser.
- Lass so viel Luft wie möglich an die Wunde, damit sie abheilen kann. Ein Verband ist nur sinnvoll wenn dein Tier sehr viel an der Wunde schleckt und sie so immer wieder öffnet.
- Beobachte die Wunde gut auch noch einige Tage nachdem sie sich verschlossen hat. Besonders bei Katzen können sich innenliegende Infektionen breit machen.
- Zur Unterstützung der Heilung kannst du etwas Honig nutzen.
Das solltest du also notfalls immer Zuhause parat haben, um bestmöglich vorbereitet zu sein:
- Verband
- sterile Natriumchlorid-Lösung
- Kompressen
- Honig
- Pflaster
Bei kleineren Wunden kannst du mit diesen Tipps gut selbst Hand anlegen. Bei größere Wunden, oder Wunden die sich nicht innerhalb eines Tages deutlich verbessern, solltest du immer einen Tierarzt aufsuchen, denn umso früher gehandelt wird um so besser kann die Wundheilung unterstützt werden.
Was tun bei Quetschungen?
Bei Quetschungen solltest du besondere Vorsicht walten lassen, da sie im ersten Moment nicht so schlimm aussehen aber im schlimmsten Fall zum Verlust des gequetschten Bereich führen. Hier besser einmal mehr zu Tierarzt gehen als zu wenig!
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Bleibt gesund!
Geschrieben von: Nina zoo.de-Team "Auch in unserem Alltag gab es schon den ein oder anderen Schreckmoment. Und wie das so ist, meistens am Wochenende, oder vor den Feiertagen. Man wird zwar mit jedem Vorfall routinierter, aber trotzdem hilft es mir mich immer wieder zu solchen Erlebnissen auszutauschen und mehr darüber zu erfahren." |