Sicher denkst du schon in vielen Bereichen deines Lebens über Nachhaltigkeit und Umweltschutz nach. Doch wie kann man das auch bei seinem Haustier tun?
Der der ökologische Fußabdruck entsteht bei unseren Fellnasen vor allem beim Thema Futter. Daher möchten wir dir in diesem Artikel kurz und knapp die wichtigsten Informationen und Tipps geben, wie du beim Futter nachhaltiger handeln kannst.
In diesem Artikel erfährst du mehr über folgende Themen:
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Lesedauer: 4 Min |
Wie ernähre ich meinen Hund und meine Katze nachhaltiger?
Wir alle versuchen unseren Teil zum Klima- und Umweltschutz beizutragen. In unserer menschlichen Ernährung fällt uns das bereits leichter, denn Bio-Siegel, Haltungshinweise und frische Produkte geben uns Orientierung. Zudem ist der vollständige oder teilweise Verzicht auf Fleisch ohne Probleme möglich und es mangelt uns kaum an Rezeptideen. Doch wie sieht es bei unseren geliebten Haustieren aus? Hunde und Katzen sind doch Carnivoren, also Fleischfresser, kann ich die auch einfach ohne Fleisch ernähren?
Was bedeutet Nachhaltigkeit?
Aber beginnen wir zunächst damit, was “nachhaltig” überhaupt bedeutet. Die Definition besagt, dass eine nachhaltige Handlung die natürliche Regenerationsfähigkeit der beteiligten Systeme (z.B. Lebewesen und Ökosysteme) sicherstellt für eine dauerhafte Bedürfnisbefriedigung. Nachhaltigkeit bezieht sich somit in erster Linie auf Ressourcen-Nutzung. Auf das Tierfutter bezogen würde das bedeuten: Bei jeder Ressource, die wir für dieses Futter benötigen (Zutaten, Produktion, Verpackung, Transport) muss das Verhältnis zwischen Bedarf und Regeneration in Balance sein.
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Background-Fact: Der Earth Overshoot Day von Deutschland ist dieses Jahr am 4. Mai 2022. Das bedeutet, dass an diesem Tag die jährliche Nachfrage der Menschen nach nachwachsenden Rohstoffen die natürlichen Ressourcen, die die Erde wiederherstellen und zur Verfügung stellen kann, übersteigen. Weitere Informationen: Overshoot Day
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Ein weiterer Aspekt, der in der Nachhaltigkeit mitschwingt, ist der Klimaschutz. Um das erklärte Klimaziel von 1,5°C zu erreichen, darf jeder Mensch nur 2,7t CO2 pro Jahr emittieren. Durchschnittlich liegen wir aber leider bei 11t CO2 pro Mensch und Jahr. Da mag der jährliche CO2-Pfotenabdruck von 0,95t beim Hund und 0,38t bei der Katze zunächst sehr klein wirken, aber bei allein 15,7 Millionen Katzen und 10,7 Millionen Hunden im Jahr 2020 wird einem schnell das wirkliche Ausmaß bewusst. Aber keine Sorge: es gibt viele einfache Möglichkeiten den CO2 Pfotenabdruck zu senken. Aber dazu später mehr. (Quellen: Weltklimarat IPCC, esu-Services, IVH)
Welche Faktoren sollte man nun betrachten?
Das klingt jetzt alles ganz schön kompliziert. Und das ist es leider auch. Daher wollen wir uns nun auf vier Faktoren beziehungsweise Dimensionen beschränken: Klimaschutz, Verpackung, Tierwohl und Gesundheit.
Klimaschutz bei der Ernährung unserer Haustiere
Wie eben schon erwähnt, haben unsere lieben Fellnasen auch eine nicht zu vernachlässigende CO2-Bilanz. Allein 63% des gesamten Footprints stammen vom Futter.
Den größten Einfluss haben dabei:
- gewählte Proteinquelle
- gewählte Kohlenhydratquelle
- Form des Futters, beispielsweise ob es Nass- oder Trockenfutter ist
Die Proteinquellen unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit betrachtet:
Das Rinder einen hohen Methan und Lachgas-Ausstoß haben ist mittlerweile bekannt. Sie machen allein schon 87% der Emissionen bei Nutztieren aus. Doch nicht nur dieser Aspekt ruiniert die Klimabilanz der Rinder. Meist werden konventionell gehaltene Rinder mit Soja aus Brasilien, Argentinien und USA gefüttert. Regenwaldrodungen und Monokulturen zerstören die Biodiversität und ganze Ökosysteme. Ihr hoher Wasser- und Platzbedarf im Verhältnis zu ihrer Proteinlieferung liefert ebenfalls keine Argumente dafür.
Leider ist Rindfleisch eine der am häufigsten verwendeten Proteinquelle im Tierfutter. Dabei machen Fleischlieferanten wie Pferd, Ziege, Geflügel, Wild und Fisch zusammen nur ca 5% der Gesamtemissionen von Nutztieren aus.
Unschlagbar in der Klimabilanz sind die Insekten als tierisches Protein: sie produzieren keinerlei Methan und nur sehr wenig Ammoniak. Die genügsamen Tiere benötigen wenig Wasser, Platz und im Vergleich mit den Fell-, Geflügel- und Schuppentieren nur wenig Futter im Verhältnis zur gelieferten Proteinmasse. Zudem sind sie die einzigen Tiere, die sich in Massenhaltung erst so richtig wohl fühlen. Aber dazu mehr unter dem Punkt “Tierwohl”.
Die Kohlenhydratquellen unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit betrachtet:
Im Gegensatz zur Katze hat der Hund über die Jahrtausende die genetische Fähigkeit erworben, Kohlenhydrate zu verdauen und zur Energiegewinnung zu nutzen. Mit dem Enzym Amylase kann der Hund Kohlenhydrate zu Glukose und Maltose abbauen. Bei der Katze sieht das schon etwas anders aus. Sie hat sich nicht so sehr über die Jahrtausende an den menschlichen Speiseplan angepasst und kann Kohlenhydrate zwar relativ gut tolerieren, aber nur wenig damit anfangen.
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Background-Fact: Industriell gefertigtes Futter für Hunde und Katzen gibt es erst seit den 50er Jahren. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden die Tiere einfach mit den Essensresten der Menschen gefüttert. Man darf aber nicht vergessen, dass bei vielen Menschen der Speiseplan damals noch anders aussah als heute! Convenience Food gab es damals noch nicht, weder für Mensch noch Tier. Auch gab es nicht, wie heute, jedes Gemüse und Obst zu jeder Jahreszeit. Das eine für den Hund giftige Avocado mit im Napf landete, war also eher unwahrscheinlich.
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Aber welches pflanzliche Quellen eignen sich nun besonders?
Erbsen sind nicht nur Kohlenhydrate sondern auch absolute Proteinbomben und daher ein idealer Fleischersatz. Das Erbsenprotein fördert den Aufbau von Muskelzellen. Zudem benötigt die Erbse nur sehr wenig Wasser und beeinflusst als Leguminose die Bodenstruktur positiv. An ihren Wurzeln bilden sich nämlich Knöllchenbakterien, die Stickstoff binden. Somit dienen sie als natürlicher Dünger für Folgefruchten wie zum Beispiel Raps und Getreide.
Die Kartoffel ist ganzjährig, regional erhältlich und ein wunderbarer Energielieferant. Aber aufgepasst bei molligen Kandidaten: die tolle Knolle kann durchaus noch ein paar Gramm auf den Hüften fördern.
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Umwelt-Tipp: Einen Hinkefuß hat die tolle Knolle leider: Besonders für getreidefreies Futter muss die Kartoffel leider sehr oft hoch verarbeitet werden, was ihre Klimabilanz deutlich verschlechtert. Wer also nicht unbedingt komplett getreidefrei Füttern muss sollte sich auch hier Alternativen einmal ansehen! …………………………………
Generell kann man sagen: je weniger verarbeitet und je regionaler, desto besser für die Klimabilanz. Regionales Obst und Gemüse aus Deutschland sollte also immer vor Sojabohnen aus Brasilien oder Süßkartoffeln aus China bevorzugt werden. Und auch wenn der verregnete Sommer 2021 was anderes vermuten ließ: Es wird noch kein Reis in Deutschland angebaut und sollte daher vermieden werden.
Mehr Informationen zu Obst und Gemüse findest du in unserem Saison-Kalender!
Merkmale einer nachhaltigen Verpackung und Verarbeitung von Tierfutter
Wenn man nicht gerade selber kocht und die Zutaten regional auf dem Markt oder in einem Unverpackt-Laden kauft, bleibt immer die Herausforderung der Verpackung. Egal wie man es dreht und wendet, irgendwie muss das oft etwas “speziell” riechende Futter nach Hause bringen und im besten Fall dort auch noch weiter lagern.
Kriterien für eine nachhaltige Verpackung
Bei Nassfutter wird zwangsläufig auf Dosen, Tütchen oder Gläser zurückgegriffen.
Aludosen sind zwar voll recycelbar, aber der Abbau von Alu, beispielsweise in Afrika, zerstört unwiederbringlich ganze Landstriche und ist extrem energieintensiv.
Weißblechdosen sind schon besser in ihrer Umweltbilanz und ebenfalls voll recyclingfähig. Aber auch hierfür sind lange Transportwege nötig und die Gewinnung und Wiederverwertung erfordert einen hohen Energieaufwand. Beide benötigen zudem dickere Materialstärken um das Produkt zu schützen.
Glas ist zwar schön, aber thermisch sowohl bei der Gewinnung als auch dem Recycling aufwendig. Glas benötigt zudem immer einen hohen Anteil Neuglas bei der Herstellung aus Recyclingglas. Auch was den Transport und die Bruchgefahr angeht ist Glas sehr anspruchsvoll und ist daher im Handling nicht so praktikabel.
Plastik ist, was den Energieaufwand angeht, tatsächlich nicht so schlecht wie es meistens scheint. Das Recycling bei Mehrfachverbunden ist aber ein Problem. Nur bei Monomaterialien wie reines PET oder PE gut machbar.
Für Trockenfutter kann man hingegen auf Papier-Verpackungen zurück greifen. Papier ist bisher der Sieger, da nachwachsend und recycelbar. Problem: es benötigt mehr Material um die gleichen Eigenschaften wie Kunststoff an Dichtigkeit und Reißfestigkeit zu erreichen und ist auch nicht unbegrenzt gewinnbar.
Daher gilt generell, dass die erste Wahl immer ein möglichst recyclebares Material sein sollte. Materialeinsparung erreicht man zudem, wenn man die Dicke der Verpackung reduziert und auf große Gebinde zurück greift.
Die Verarbeitung von Hunde- und Katzenfutter
Und an dieser Stelle kommen wir zu einem nächsten Punkt: Nass oder Trocken füttern? Unter rein klimatischen Gesichtspunkten schneidet Trockenfutter deutlich besser ab. Wasser zu transportieren macht, wie so oft, keinen Sinn.
Abgesehen von der Hülle von Nass- oder Trockenfutter muss man auch einen Blick darauf werfen, wie das Futter in die Verpackung kommt und dort haltbar gemacht wird. Wie immer beim Thema Nachhaltigkeit kommt es auf die gelebte Praxis an. Bei Nassfutter, welches im großen Stil produziert wird, wird das Fleisch und die Innereien vorab von den Schlachthäusern eingesammelt und eingefroren bevor verarbeitet wird. Um das ganze dann in der Dose haltbar zu machen wird es erhitzt und sterilisiert sodass Keime keine Chance haben. Das ist in der Summe aufwendiger als bei Trockenfutter, zusätzlich kommen deutlich höhere Reinigungsaufwände und Wasserverbrauch zum Einsatz um hygienisch zu arbeiten.
Das Mehl für Trockenfutter wird in der Regel schon im Schlachthaus verarbeitet und getrocknet und geht dann erst in den Transport. Bei der Verarbeitung kommt man mit deutlich weniger Energieaufwand aus. Zusätzlich kann eine höhere Kaloriendichte erzeugt werden als beim Nassfutter und es kommt im Verhältnis weniger Verpackung zum Einsatz.
Das Thema Tierwohl bei nachhaltiger Fütterung von Hunden und Katzen
Wenn dir die Umwelt und dein Vierbeiner am Herzen liegen, dann ist dir auch sicher nicht egal, wie es den Tieren geht, die für die Ernährung deiner Sofa-Raubtiere sorgen. Leider ist das Thema Tierwohl in der Petfood-Branche generell noch in den Anfängen, aber die starke Nachfrage setzt mehr und mehr in Bewegung.
Aldi, Edeka und Lidl und andere Ketten haben bereits Tierwohl-Labels beziehungsweise einen Haltungskompass eingeführt. Angelehnt an diesen, sollten auch die Tierfutterindustrie von der konventionellen Tierhaltung wegkommen. Ziel wäre nur noch Fleisch aus sogenannten Tierwohl und Biobetrieben zu verwenden ohne GMO-Soja und mit mehr Platz für die Tiere und langsam wachsenden Rassen.
Denn auch wenn Geflügel und Fische eine deutlich bessere Klimabilanz haben als Rinder, so ist deren Haltung und Zucht doch nach wie vor sehr schwierig unter nachhaltigen Aspekten.
Auch hier kommen wir wieder auf die positiven Argumente der Insekten zurück. Die artgerechte Haltung ist leicht gegeben und es entfallen lange Transporte zu großen Schlachthöfen. Und keine Sorge, die Insekten werden vor der Verarbeitung durch Wärmeentzug in eine Art Winterschlaf, und spüren rein gar nichts.
Beachtung der Gesundheit des Haustieres bei möglichst nachhaltiger Fütterung
Generell sind ausgewogene nachhaltige Futter auch besser für die Gesundheit. Möglichst unbelastete und regionale Zutaten sowie der Verzicht auf künstliche Zusatz-, Aroma-, Farb- und Konservierungsmittel machen es auch deinem Tier leichter lange gesund und fit zu bleiben. Ein genauer Blick auf die Zutatenliste, sowie die passende Auswahl für das Alter und die Aktivitätsansprüche deines Vierbeiners sind das A&O. Wie auch beim Thema Nachhaltigkeit gibt es nicht die eine goldene Regel für ein gesundes Tier. Wichtig ist, egal was du fütterst, bei deinem Hund und deiner Katze folgende Anzeichen zu beobachten:
- Glänzt das Fell und fühlt es sich weich an? Es sollte keine kahlen und schuppigen Stellen haben.
- Hat dein Hund und deine Katze eine gute Figur? Regelmäßiges wiegen hilft dir ein Gefühl zu entwickeln. Es ist gut die Fütterungsempfehlung auf den Verpackungen, tägliche Aktivitäten und Alter sowie zusätzliche Leckerli-Gaben zu beachten und anzupassen. Dein Tierarzt berät dich sicher gerne, welches Gewicht für dein Tier optimal wäre.
- Hat deine Fellnase einen regelmäßigen und festen Stuhlgang?
- Dein Haustier kratzt oder leckt sich nicht auffällig und hat keine nässenden Ohren?
- Das Futter wird gerne und gut gefressen und weder Hund noch Katze erbrechen das Futter.
Werden all diese Kriterien positiv erfüllt, musst du dir keine Gedanken um die Ernährung deines Tieres machen. Das Futter wird gut vertragen und verdaut. Solltest du aber in irgendeinem dieser Punkte Auffälligkeiten bemerken oder unsicher sein, suche bitte einen Tierarzt auf!
Gibt es zwischen Hund und Katze einen Unterschied?
Da Katzen im Durchschnitt kleiner sind, haben sie statistisch gesehen eine etwas niedrigere Klimabilanz als Hunde. Aber im Gegensatz zu Hunden kann man an dieser nur wenig rütteln. Eine reine vegetarische oder vegane Ernährung ist bei Katzen schlichtweg metabolisch nicht ratsam und nur mit sehr vielen Zusatzstoffen möglich. Und unser Ziel bleibt ja neben aller Nachhaltigkeit auch immer noch ein artgerechtes Leben für unseren Stubentiger!
Rindfleisch ist bereits seltener in Katzenfutter zu finden als Fisch und Geflügel. Eine Möglichkeit wäre bei der Katze auf Mischfütterung von Nass- und Trockenfutter umzusteigen. Auch ein Wechsel auf eine Bio-Sorte oder ein Futter, welches explizit auf das Tierwohl achtet wäre eine nachhaltige Alternative. Vorausgesetzt, das Schleckermäulchen macht die Umstellung ohne allzu viel Protest mit.
Erste Schritte zu mehr Nachhaltigkeit
Das Thema Nachhaltigkeit ist eine gute Portion Philosophie mit einem soliden wissenschaftlichen Unterbau. Es gibt nicht nur schwarz und weiß oder die eine absolut richtige Lösung. Wichtig ist, dass du einen für dich praktikablen Weg findest. Und allein die Tatsache, dass du den Artikel bis hierhin gelesen hast, zeigt, dass du bereit bist die ersten Schritte zu gehen.
- Möglichst Bio-Futter
- Auf Rindfleisch verzichten
- Wenn man nicht komplett auf Nassfutter verzichten will, mit Trockenfutter ergänzen
- Für den Hund 1-2 fleischlose Tage pro Woche
- Insekten als nachhaltige Proteinquelle
- Größere & nachhaltige Verpackungen
Du musst nicht alle Schritte auf einmal gehen. Vielleicht fängst du mit einem Veggie-Trockenfutter-Tag an. Vielleicht steigst du aber auch erst mal bei deinen Leckerlies auf Bio-Leckerlies um oder backst sogar selber. Egal wie dein erster Schritt aussieht, es wird der richtige sein um dein und das Leben deiner Fellnase nachhaltiger zu gestalten!
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