Was gibt es Schöneres, als wenn abends der Stubentiger schnurrend mit einem kuschelt oder einem morgens das dicke Bäuchlein voller Wonne entgegen streckt. Gerade Wohnungskatzen sind oft gemütlich unterwegs und sehr verschmuste Mitbewohner. Besteht der Großteil ihres Tages schließlich nur aus Schlafen und Fressen und gelegentliches Kuscheln. Doch was tun, wenn die Liebe doch zu sehr durch den Magen geht und sich die Kuschelkilos mehr und mehr auf den Hüften sammeln?
In diesem Artikel erfährst du mehr über folgende Themen:
|
Lesedauer: 4 Min |
So erkennst du einfach das Übergewicht bei deiner Katze.
Die meisten unserer Katzen sind sogenannte "Europäisch Kurzhaar" (EKH) Katzen. So nennt man alle normalen Nicht-Rassekatzen in Deutschland. Für das Gewicht einer EKH gelten folgende grobe Richtwerte: weibliche Katzen 4-6 kg, Kater 5-7 kg. Sich aber nur an diesen Kilogramm-Angaben zu halten birgt zwei Probleme. Zum einen ist für eine Katze 2 Kilo mehr oder weniger schon ein riesiger Unterschied und kann schnell zwischen Über- oder aber Idealgewicht entscheiden. Zum anderen wird bei diesen Angaben die Größe nicht beachtet. Da viele unserer EKHs regelmäßige Einkreuzungen von Rassekatzen haben, können große und schwere Rassen wie Main Coon oder Kartäuser unseren Stubentigern zu einer beachtlichen Größe verhelfen. Hat solch ein großer Kater dann nur 5kg, ist man unter Umständen schon im Bereich des Untergewichts.
Eine verlässliche Einschätzung des Ernährungszustandes liefert hingegen der Body Condition Score (BCS). Mittels Sicht- und Tastbeurteilung kannst du die Körperkonstitution deiner Katze ideal beurteilen und ob die Ernährung und Aktivität angepasst werden müssen.
Der Body Condition Score
Eine ausführliche Version aller 9 Score-Beschreibungen findest du auf der Seite der World Small Animal Veterinary Association. Um dir aber einen ersten Überblick zu geben, hier eine Zusammenfassung der Tast- und Sichtbeurteilung:
Untergewicht
- Rippen und Wirbelsäule sind aus der Ferne leicht erkennbar.
Idealgewicht
- Rippen einfach ertastbar, mit einer minimaler Fettschicht. Taille gut erkennbar. Fettschicht am Bauch minimal.
Übergewicht
- Rippen nicht, oder nur schwer ertastbar. Zum Teil deutliche Fettschicht auf den Rippen und im Bauchbereich. Keine Taille erkennbar.
Warum ein Hängebauch keine dicke Katze bedeutet?
Egal ob Kater oder Katze, sicher habt ihr schon das kleine Hängebäuchlein bei eurem Sofatiger entdeckt. Es fühlt sich an wie ein übergroßer Hautlappen zwischen den Hinterbeinen, der bei einigen Katzen auch mal ein wenig hin und her schwingt beim Laufen.
Der englische Begriff für diese Fettschürze ist primordial pouch, “Ur-Beutel”, was dem Sinn dieser kleinen Wampe am Bauch schon näher kommt.
Der Primordial Pouch hat gerade für Freigänger eine extrem wichtige Rolle: Wenn Katzen kämpfen und sich ineinander verkeilen, dann halten sie mit den Vorderpfoten den Gegner fest und krallen mit den Hinterfüßen rhythmisch in den Unterleib des anderen. Das hast du sicher auch schonmal beobachtet, wenn ein Stofftier von deiner Katze erlegt wurde und dann niedergerungen wird. Die Wampe schützt genau vor solchen Angriffen die empfindlichen Weichteile.
Diese überschüssige Haut hat aber auch noch einen anderen Vorteil: Sicher hast du deine Katze schon in den verschiedensten Verrenkungen schlafen und strecken sehen. Auch bei ihren unglaublichen Sprüngen können sie plötzlich ellenlang werden. Auch dafür ist der Primordial Pouch hilfreich und verschafft der Katze mehr Bewegungsfreiheit. Sie kann dadurch tatsächlich schneller rennen.
Selbst bei Tigern in freier Wildbahn ist der Primordial Pouch vorhanden, was nochmals bestätigt, dass es sich dabei nicht um ein Wohlstandsbäuchlein handelt.
Dieser Primordial Pouch ist also nicht zu verwechseln mit einem zu dicken Katzenbauch wegen Übergewicht. Stimmen bei deiner Katze alle anderen BCS-Faktoren wie eine vorhandene Taille, ein schmaler Bauch und tastbare Rippen, dann musst du dir wegen den Schwabbelbauch keine Sorgen machen und deine Katze auf keinen Fall weiter auf Diät setzen.
10 Gründe, warum deine Katze abnehmen sollte
Irgendwie sehen diese kuscheligen dicken Katzen ja meist sehr drollig aus. Sie sind friedlich und sehr entspannt. Klingt nach der idealen Hauskatze. Doch leider ist es extrem ungesund, eine Katze mit Adipositas (Übergewicht) nicht zu behandeln und die Extrapfunde anzugehen.
Wir haben dir hier 10 gute Gründe aufgelistet, warum es so wichtig ist, dass deine Katze wieder ihr Idealgewicht erreicht:
- Schmerzen in den Gelenken und Bildung von Arthrose
- Probleme mit der Atmung
- Häufige Verstopfungen
- Fell- und Hautprobleme da eigene Pflege meist nicht mehr machbar
- Narkose- und Operationsrisiko sowie Wundheilungsstörungen
- Es kann sich eine Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) und Stoffwechselkrankheiten entwickeln
- Mögliche Erkrankung der Harnblase und Leber (Fettlebersyndrom)
- Herz-Kreislaufprobleme
- Reduzierte Immunabwehr
- Beeinträchtigung der Lebensqualität und Verkürzung der Lebenserwartung
So kann deine Katze abnehmen.
Wie so oft gilt es natürlich als ersten Schritt die Ursache ausfindig zu machen, warum Energieaufnahme und Energieverbrennung nicht in Balance sind. Sind gesundheitliche Gründe vom Tierarzt ausgeschlossen worden, gilt es Ernährung und Bewegung zu kontrollieren. Gerade kastrierte Katzen, was die meisten von unseren Hauskatzen ja sein sollten, haben durch die Hormonumstellung einen verlangsamten Stoffwechsel und neigen schneller dazu, etwas anzusetzen.
Freigänger haben meist kein Problem mit Übergewicht. Dass Katzen im Winter mehr im Haus sind und dort nicht nur Winterfell, sondern auch etwas Winterspeck zulegen ist völlig normal. Wichtig ist nur, dass sie beiden im Frühling auch wieder verlieren. Sollte dies, vor allem im Alter, nicht mehr der Fall sein, muss auch im Winter auf eine gute Figur geachtet werden. Sollte dein Freigänger trotz angepassten Futterrationen immer dicker werden, lohnt es sich meist in der Nachbarschaft mal rumzufragen, wer den schnurrenden Charmeur noch füttert. Studien mit Trackern haben ergeben, dass erstaunlich viele Katzen sich an mehreren Futterquellen bedienen.
Bei Wohnungskatzen ist meist die fehlende Bewegung und das zu reichhaltig gedeckte Buffet der Grund für eine deutliche Gewichtszunahme. Trockenfutter zur ständigen freien Verfügung, ein- bis zweimal am Tag noch Nassfutter und vielleicht hier und da zusätzlich ein Leckerli wird leider auch durch viel schlafen und schnurren nicht verbrannt.
Mit folgenden Tipps kannst du deiner Katze beim Abnehmen helfen:
- Wiege das Futter ab und halte dich strikt an die Futterempfehlung des Herstellers oder reduziere diese sogar nach und nach ein wenig. Futter zur freien Verfügung gibt es nicht mehr.
- Wähle ein Futter mit reduzierten Kalorien.
- Animiere deine Katze zu mehr Bewegung. Zum Beispiel kannst du den Fressnapf etwas erhöhen und die Katze muss zunächst eine Rampe hochlaufen. Später kann sie dann auch springen (je nach Gewicht, bitte auf die Gelenke achten!).
- Futter, Toilette und Schlafplatz sollten möglichst weit entfernt voneinander stehen.
- Animiere deine Katze zum Spielen. Mit einer Reizangel, piepsenden Stoffmäusen oder Minze-Spielis lassen sich meist auch gemütliche Gesellen aus der Reserve locken.
- Verstecke das Trockenfutter in Geschicklichkeitsspielen. Zum Beispiel kann man leere Toilettenpapierrollen hochkant in eine Schuhschachtel stellen. In diese Röhren wird dann das Futter verteilt und der Stubentiger muss diese einzeln rausfischen.
Kontrolliere deine Erfolge am besten wöchentlich durchs Wiegen und notiere die Ergebnisse in einem Futtertagebuch. Dort kannst du auch deine Maßnahmen eintragen, um zu sehen, wodurch du die meisten Gramm purzeln lässt.
Fazit
So kuschelig und süß dicke Katzen auch aussehen mögen, mit dem Übergewicht ist leider nicht zu Spaßen. Um deiner Katze ein langes und beschwerdefreies Leben zu ermöglichen, solltest mit ihm oder ihr an den überflüssigen Pfunden arbeiten. Wie so oft ist aller Anfang schwer, aber habt ihr gemeinsam die ersten Erfolge erreicht, reduziert sich das Gewicht nach und nach immer leichter. Der Stoffwechsel wurde wieder aktiviert und die Katze wird beweglicher und agiler. Und keine Sorge, auch Katzen mit Idealgewicht bleiben große schnurrende Schmusetiger.
Geschrieben von: |